es ist geschafft – die sogenannte Steuerreform ist auf dem Weg! So erfreulich die steuerliche Entlastung von Arbeitseinkommen auch ist, so scheint die notwendige Gegenfinanzierung auf dem „Prinzip Hoffnung“ aufgebaut. Dies lässt auch die Sorge wachsen, dass wichtige andere Projekte, wie zum Beispiel die Umsetzung der Energiewende, aus den Augen verloren werden. Der Umbau des Energiesystems in Richtung Erneuerbare Energien wird aber nur dann gelingen, wenn die Weichen jetzt gestellt werden. Ansonsten droht eine schleichende Korrosion des Energiesektors und damit auch insgesamt eine Verschlechterung für den Wirtschaftsstandort Österreich.
Das Forum Versorgungssicherheit wird nicht müde werden, die notwendigen politischen Vorgaben und die damit verbundenen finanziellen Vorsorgemaßnahmen einzufordern.
Ihr Christof Zernatto
Energiepolitik
Gastkommentar: Fehlende Systemverantwortung gefährdet die Versorgungssicherheit
Von Abg. Wolfgang Katzian, Umwelt- und Energiesprecher SPÖ
Unter den drei Eckpfeilern der Energiepolitik – Leistbarkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit – führt die Versorgungssicherheit ein Schattendasein in der öffentlichen Debatte.
Energiepolitik
Gastkommentar: Österreich hat ein sicheres Versorgungssystem
Von Abg. Josef Lettenbichler, Umwelt- und Energiesprecher ÖVP
Vor dem Hintergrund der noch immer aktuellen Ukraine-Russland-Krise stellen sich viele Menschen die Frage, ob unser Land auch in unsicheren Zeiten über eine ausreichende Energieversorgung verfügt. Die Internationale Energieagentur und die E-Control bestätigen den österreichischen Weg.
Energie Aktuell
Sonnenfinsternis als Herausforderung für die Stromnetze
Am 20. März verdunkelte sich der Himmel über Europa. Seit Monaten rüsteten sich die europäischen Netzbetreiber für das Naturereignis, nahm die Sonnenfinsternis doch Millionen von Solarpaneelen das Licht. Die partielle Finsternis sorgte für extreme Leistungsschwankungen und bedeutete eine nie dagewesene Herausforderung für die europäischen Stromnetze.
Energie Zukunft
3D-Baupläne und neue Schutzschalter für die Netze
Der Energiemarkt ist im Umbruch: Veränderte Anforderungen von Konsumenten und Stromabnehmern, die Umsetzung der Energiewende und Trends wie zum Beispiel der Umgang mit Big Data stellen EVUS vor große Herausforderungen. Sowohl bei Services als auch in der Technik sind innovative Ansätze gefragt, um auf den Wandel nicht nur reagieren, sondern ihn auch mitgestalten zu können.
Beitragsserie Energiesprecher
Fehlende Systemverantwortung gefährdet die Versorgungssicherheit
von Wolfgang Katzian, Umwelt- und Energiesprecher SPÖ
Unter den drei Eckpfeilern der Energiepolitik – Leistbarkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit – führt die Versorgungssicherheit ein Schattendasein in der öffentlichen Debatte.
Mit großer Leidenschaft werden die Energiewende und die Herausforderung leistbarer Preise diskutiert. Welche Leistungen im Hintergrund jedoch nötig sind, um eine verlässliche Stromversorgung zu gewährleisten, beschäftigt allenfalls eine überschaubare Gruppe von EnergieexpertInnen. Mit einer realen Verfügbarkeit von 99,99% laufen wir Gefahr, die Versorgungssicherheit in Österreich als selbstverständlich anzunehmen. Wo alles glatt läuft, fehlt meistens das Bewusstsein dafür, wem oder was wir diese Sicherheit verdanken. Beim Thema Versorgungssicherheit profitieren wir von der zum Großteil mit öffentlichen Mitteln geschaffenen Kraftwerks-, Netz- und Speicherinfrastruktur und von den hochqualifizierten MitarbeiterInnen der Netzbetreiber, die einen fast störungsfreien Betrieb ermöglichen.
Im Bereich der Netze stoßen wir aber bereits an die Grenzen des aktuellen Regulierungsregimes. Weitere Abschläge bei den Netztarifen würden mit Qualitätseinbußen beim Netzbetrieb einhergehen. Anstelle von weiteren Kürzungen brauchen wir – auch in Hinblick auf qualifizierte Beschäftigung – vielmehr einen Investitionsschub im Bereich des Infrastrukturausbaus, sowohl auf Seiten der Netze, als auch bei den gesicherten Erzeugungskapazitäten. Die jüngste Entwicklung, dass hocheffiziente Kraftwerke eingemottet oder abgeschaltet werden, sehe ich im Gegensatz zur Regulierungsbehörde sehr kritisch.
Verabschieden sollte man sich endlich auch von der Vorstellung, dass mit den Maßnahmen zur Verwirklichung des EU-Energiebinnenmarkts sämtliche Herausforderungen des Energiesystems gelöst werden könnten. In einem System mit verteilten Zuständigkeiten (Erzeugung – Netze – Handel/Vertrieb) und schwindender Gesamtverantwortung, in der jeder Akteur die Optimierung seines eigenen Geschäftsfeldes anstrebt, steht am Ende eben nicht das volkswirtschaftliche Optimum. Die Aufgabe der Energiepolitik ist es aber, die Versorgungsicherheit unter Maßgabe von Nachhaltigkeit und Leistbarkeit sicherzustellen, und nicht die Geschäftsmodelle einzelner Unternehmen auf Kosten aller anderen Marktteilnehmer zu unterstützen.
Auf europäischer Ebene vermisse ich bislang eine klare Analyse und konkrete Konzepte für eine Verbesserung der Versorgungsicherheit und nicht nur ein kleinteiliges Drehen an Schräubchen und immer komplexere Vorgaben. Ob sich das mit den aktuellen Plänen für die Energieunion bessert, bleibt abzuwarten. Unabhängig davon gibt es in Österreich – etwa hinsichtlich der Beschleunigung des Infrastrukturausbaus – genug zu tun.
Beitragsserie Energiesprecher
Österreich hat ein sicheres Versorgungssystem
von Josef Lettenbichler, Umwelt- und Energiesprecher ÖVP
Vor dem Hintergrund der noch immer aktuellen Ukraine-Russland-Krise stellen sich viele Menschen die Frage, ob unser Land auch in unsicheren Zeiten über eine ausreichende Energieversorgung verfügt. Die Internationale Energieagentur und die E-Control bestätigen den österreichischen Weg.
Der Österreicher Marc Elsberg skizziert in seinem Buch „Blackout“ das Szenario eines totalen Stromausfalls und beschreibt dessen Auswirkungen auf eindrucksvolle Weise. Tatsächlich ist die Versorgung mit Strom und Gas für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit und die wenigsten können sich eine Welt ohne sie vorstellen. Manche überkommt wohl ein ungutes Gefühl, wenn sie von russischen Sanktionen hören oder lesen. Was geschieht wirklich, wenn Russland die Gaslieferungen einstellt?
Eines darf an dieser Stelle zur Beruhigung festgehalten werden: Österreich hat ein sicheres Energiesystem und die Versorgung ist auch in Notsituationen gegeben. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat diesen Befund im April 2014 in einem Bericht bestätigt und mit Fakten hinterlegt. Demnach verfügt unser Land über Notstandsreserven für Öl von 107 Tagen und liegt damit über den Anforderungen der IEA, 90 Tagen ohne Netto-Öleinfuhren auszukommen zu müssen. Auch die E-Control stellt Österreich ein gutes Zeugnis aus und nennt für das Jahr 2013 einen Stromversorgungsgrad von 99,9 Prozent. Die durchschnittliche Dauer ungeplanter Stromausfälle aufgrund von Sturmschäden, Blitzeinschlägen oder Anlagenausfälle hat 2013 lediglich 33 Minuten betragen.
Faktum ist, dass die Notwendigkeit einer Energiewende in Österreich schon früh erkannt und entsprechend in erneuerbare Energien investiert wurde. Das ist ein entscheidender Schritt, um die Versorgungssicherheit sicherzustellen sowie die Abhängigkeit von Importen zu minimieren. Im europäischen Vergleich nimmt Österreich damit eine Vorreiterrolle ein. Der Anteil von Erneuerbaren am gesamten Bruttoendenergieverbrauch ist etwa fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Bei Elektrizität ist der Anteil von Erneuerbaren in Österreich rund dreimal höher als in Deutschland. Wesentlich zu dieser Entwicklung trägt die Wasserkraft bei, die wichtigste heimische Energiequelle mit vielfältigen Funktionen im Energiesystem. Durch ihre hohe Flexibilität und ihre Speicherfunktion spielt sie für die Versorgungssicherheit eine zentrale Rolle. Wasserkraft ist weiters auch CO2-neutral und ressourcenschonend.
Um die Versorgungssicherheit weiter zu gewährleisten und damit einen wesentlichen Standortfaktor zu erhalten, werden wir den beschrittenen Weg fortsetzen müssen. Ein wichtiger Schritt ist dabei der Ausbau der Netzinfrastruktur. Der Energiemix muss weiter diversifiziert werden und Forschung auch in derzeit nicht gewünschten Energieformen sollte weiterhin vorangetrieben werden.
Nach meiner Einschätzung muss generell mehr Bewusstsein für den Umgang mit Energie geschaffen werden. Viele Menschen wissen, was ein Liter Benzin kostet, aber kaum jemand kennt die Kosten einer Kilowattstunde. Es wird auch Aufgabe der Politik sein, die Bevölkerung in diesem Bereich zu sensibilisieren.
Energie Aktuell
Sonnenfinsternis als Herausforderung für die Stromnetze
Am 20. März verdunkelte sich der Himmel über Europa. Seit Monaten rüsteten sich die europäischen Netzbetreiber für das Naturereignis, nahm die Sonnenfinsternis doch im Minutentakt Millionen von Solarpaneelen das Licht. Sowohl die plötzliche Dunkelheit als auch das Wiederauftauchen der Sonne ca. drei Stunden später sorgten für extreme Leistungsschwankungen und bedeuteten somit eine besondere Herausforderung für die europäischen Stromnetze. Fazit nach der ersten Sonnenfinsternis im Zeitalter flächendeckender Solarenergie: Operation gelungen, Patient wohlauf.
Während der letzten Monate waren es wohl nicht nur Vollmondnächte, die Krisenmanagern und Technikern der europäischen Netzbetreiber den Schlaf raubten. Mit dem Mond hatte es dennoch zu tun: Als dieser sich am 20. März teilweise vor die Sonne schob, gingen in ganz Europa mehrere Tausend Megawatt Stromleistung vom Netz. Für Österreich wären die 800 Megawatt Leistung, die maximal von den heimischen Solaranlagen erzeugt werden, zwar leicht auszugleichen. Da Österreich aus guten Gründen direkt an das europäische Verbundnetz angeschlossen ist, wo allein Photovoltaikanlagen eine Gesamtleistung von etwa 90.000 Megawatt in das Stromnetz einspeisen, liefen aber auch hierzulande die Vorbereitungen für den „Tag X“ auf Hochtouren. Ein Problem in einem der großen Sonnenstromländer wie Deutschland, Italien oder Spanien hätte auch hierzulande Auswirkungen gehabt, ja im schlimmsten Fall zu einem Blackout führen können.
Im Verband der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E wurde bereits 2014 eine eigene Task Force gegründet, die an Analysen und Modellen zum Ausgleich eines plötzlichen Leistungsabfalls tüftelte. Sowohl beim österreichischen Übertragungsnetz-betreiber APG (Austrian Power Grid AG) als auch bei den Verteilernetzbetreibern wurden alle möglichen Krisenszenarien durchgespielt und -gerechnet, erläutert Leopold Fiedler, Leiter Netzführung bei Netz Oberösterreich GmbH. „Österreich war in diesem Fall nur Passagier, da sich etwaige Ausfälle in den Netzen der Nachbarländer schwer prognostizieren ließen“, meint Fiedler, „nichts desto trotz standen auch bei den lokalen Verteilernetzbetreibern zusätzliche Mitarbeiter, Experten und Krisenmanager in den Startlöchern, um auf etwaige Ausfälle rasch reagieren zu können.“
Als der Mond den Blick auf die Sonne am späten Vormittag wieder freigab, war bereits klar: das Netz hatte standgehalten, die Stromnetzbetreiber konnten den plötzlichen Leistungsabfall gut ausgleichen. Einen Großteil der Leistung stellten die deutschen Energieversorger zur Verfügung, die fossile Kraftwerke hochfuhren, um das Netz zu stabilisieren.
Die Sonnenfinsternis stellte einen Vorgeschmack darauf dar, welchen Belastungen das Stromnetz in Zukunft noch viel stärker ausgesetzt sein wird. So erfreulich der weitere Ausbau von Wind- und Solarkraftwerken in Österreich im Zuge der Energiewende auch ist, so dringend braucht es Investitionen in die Netze, um das hohe Niveau der Versorgungssicherheit auch in einem zunehmend volatilen Umfeld halten zu können.
Energiezukunft
3D-Baupläne und neue Schutzschalter für die Netze
Der Energiemarkt ist im Umbruch: Veränderte Anforderungen von Konsumenten und Stromabnehmern, die Umsetzung der Energiewende und Trends wie zum Beispiel der Umgang mit Big Data stellen EVUS vor große Herausforderungen. Sowohl bei Services als auch in der Technik sind innovative Ansätze gefragt, um auf den Wandel nicht nur reagieren, sondern ihn auch mitgestalten zu können.
Was sich wie eine Szene aus Star Wars anhört, könnte in ein paar Jahren schon Realität sein: So arbeiten Wissenschaftler am Siemens-Forschungszentrum in Princeton (USA) an einem Verfahren, das mittels Cloud-Infrastruktur Kunde und Techniker in die Lage versetzt, gemeinsam in Echtzeit auf einen virtuellen Bauplan zuzugreifen. Der Kunde könnte somit unter Anleitung eines Servicemitarbeiters Fehler diagnostizieren oder kleinere Reparaturen selbst durchführen. Hilfe zur Selbsthilfe gewissermaßen. Die Vision der Forscher: Der Bauplan von Anlagen wie Wärmepumpen oder Heizanlagen wird dem Kunden auf dem Bildschirm seines Smartphones oder am Laptop angezeigt. In diesen virtuellen Plan kann der Servicemitarbeiter Hinweise oder Erklärungen einblenden und den Kunden so Schritt für Schritt begleiten. Sollten sich Google Glass oder ähnliche am Kopf getragene Minicomputer durchsetzen, könnten die 3D-Pläne sogar in Datenbrillen angewendet werden.
In der Forschung rund um Smart Grids, im Speziellen für den Bereich Niederspannungs-netze, ist einem Techniker in China ein großer Durchbruch gelungen: Dr. Yue Zhuo von der zentralen Siemens-Forschung Corporate Technology hat einen Algorithmus entwickelt, der die Schutzschalter eines Smart Grids effektiv managt. Damit sich im Falle eines Kurzschlusses nicht Teile oder das gesamte Netz automatisch abschalten, arbeitet die Vielzahl von Schaltern, die einzelne Netzstrecken miteinander koppeln, nach dem Prinzip der Selektivität. Diese Technologie, dank derer Schalter untereinander automatisch abgestimmt werden, nennt man zonenselektiven Schutz (Zone Selectivity Interlocking, oder kurz ZSI). Um bei einem Kurzschluss die richtigen Abschnitte abzuschalten, ist ein zonenselektiver Schutz mit Richtungsbestimmung notwendig (Directional Zone Selectivity Interlocking, DZSI). Während bisher existierende Systeme erheblich mehr Verkabelungen benötigen, hat das Team rund um Yue Zhuo den DZSI mit Hilfe eines neuen Stromfluss-Designs vereinfacht. Dadurch können Kosten erheblich eingespart und die Wartung deutlich vereinfacht werden.
Mehr Infos zu dem neuen Schutzschalter und Remote Diagnostic Services: energy.siemens.com